„Inklusion ist nicht der Blick des Sorgenden auf den zu Versorgenden“: Professor Reimer Gronemeyer hielt den Impulsvortrag vor gut 70 Gästen des ersten Forums „Teilhabe und Inklusion“ des Landkreises Gießen. (Foto: Landkreis Gießen).
Veröffentlicht am: 26.06.2023|Kategorien: Soziales|

Eine Gesellschaft, die Platz für alle hat

Erstes Forum „Teilhabe und Inklusion“ des Landkreises Gießen

Inklusion – was bedeutet das eigentlich? Kreis-Sozialdezernent Frank Ide brachte diese Frage in seinem Grußwort auf den Punkt – und genau darum drehte sich das erste Forum „Teilhabe und Inklusion“ des Landkreises Gießen. Einen Tag lang kamen im Kulturzentrum Buseck mehr als 70 engagierte und interessierte Menschen ins Gespräch, tauschten Erfahrungen aus und machten deutlich, was sich aus ihrer Sicht ändern muss, damit Barrieren abgebaut und Teilhabe und Mitgestaltung für alle Menschen ermöglicht werden – egal ob arm, reich, alt, jung, mit oder ohne Behinderung.

Das Forum war Auftakt eines Prozesses, den möglichst viele Menschen mitgestalten können: „Inklusiver Landkreis Gießen“ heißt das auf zwei Jahre angelegte Projekt, das der Kreistag mit einem Beschluss angestoßen hat. Die Koordination übernimmt der Fachdienst Soziales und Senioren des Landkreises. Das Ziel: Probleme erkennen, Initiativen bündeln und stärken, um schließlich konkrete Empfehlungen an die Kreispolitik geben zu können.

Dabei geht es längst nicht nur darum, dass „von oben“ Dinge entschieden und mit öffentlichem Geld umgesetzt werden, das machte Professor Reimer Gronemeyer, Soziologe an der Gießener Justus-Liebig-Universität, in seinem Impulsvortrag zu Beginn der Veranstaltung deutlich: „Inklusion ist nicht der Blick des Sorgenden auf den zu Versorgenden“, sagte er. Inklusion bedeute vielmehr, dass Betroffene möglichst selbstständig handeln und eine inklusive Gesellschaft mitgestalten. Gronemeyer appellierte an ein Selbstverständnis in der Gesellschaft dafür. Und er machte zugleich Mut: In Nachbarschaften, Vereinen und Stadtvierteln gebe es jeden Tag ein selbstverständliches „nacheinander Schauen“. Und dennoch sei die Zahl vor allem älterer und behinderter Menschen, die einsam und allein seien, viel zu groß. Vom Projekt „Inklusiver Landkreis“ könnten viele gute Impulse ausgehen, erklärte Gronemeyer.

Veranstaltungen in den Kommunen werden folgen

Was läuft gut, was ist nötig, um Teilhabe aller zu erreichen? Mehrere Stunden lang tauschten sich im weiteren Verlauf des Tages engagierte und interessierte Menschen aus dem Landkreis darüber aus. Viele von ihnen bringen sich in Initiativen oder Vereinen im sozialen Bereich, in der Unterstützung geflüchteter, alter oder behinderter Menschen ein. Einige kamen auch aus persönlicher Betroffenheit: So zum Beispiel eine Frau, die ihren schwerbehinderten Bruder im Alltag unterstützt und die berichtete, wie schwierig die Suche nach bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum sei. Sie forderte hier mehr Unterstützung durch Politik und öffentliche Hand.

Solche und weitere konkrete Ansätze werden nun zusammengefasst, bevor weitere Veranstaltungen in den Städten und Gemeinden folgen werden.

AKTUELLES
KATEGORIEN
ARCHIVE