Partnerschaften

Der Landkreis Gießen pflegt aktuell zwei Partnerschaften: Eine Klimapartnerschaft mit Mubende in Uganda und eine Solidaritätspartnerschaft mit Tschernihiw in der Ukraine.

In der Zusammenarbeit im Rahmen der Partnerschaften steht für den Landkreis Gießen der Austausch mit den unterschiedlichen Partner:innen im Mittelpunkt.

Gemeinsam wird daran gearbeitet, die Zukunft in den jeweiligen Regionen lebenswert und nachhaltig zu gestalten.

Klimapartnerschaft mit Mubende in Uganda

Seit November 2020 besteht die Klimapartnerschaft mit dem Municipality of Mubende in Uganda. Klimapartnerschaften sind ein Förderinstrument des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), um gemeinsam mit dem Globalen Süden für den Klimaschutz zu handeln.

Gemeinsam mit den Partner:innen konnten bereits verschiedene Projekte umgesetzt werden, die zum Klimaschutz beitragen und lokale Herausforderungen bearbeiten. Durch die Covid-Soforthilfe konnte eine Aufklärungskampagne in der indigenen Sprache Luganda aufgesetzt werden, um möglichst viele Einwohner:innen zu erreichen und über Präventionsmaßnahmen aufzuklären.

Mit Beleuchtung zu mehr Sicherheit und Bildung

Der Einsatz von solarbetriebenen Lampen sorgt heute für mehr Sicherheit auf Mubendes Straßen und für bessere Bildung der Kinder. Einige Stadtviertel in Mubende sind nicht an das Stromnetz angeschlossen. Somit gab es dort weder Straßenbeleuchtung noch Licht aus den Häusern. Der Einsatz der Solarlampen hat dazu geführt, dass abends und nachts ehemals menschenleere Gegenden zu lebhaften Orten geworden sind. Außerdem konnten besonders bedürftige Familien mit Solarlampen ausgestattet werden, sodass die Kinder auch in den Abendstunden die Möglichkeit haben, ihre Schulaufgaben zu erledigen.

Mit dem Projekt „Sonne für Sicherheit“ wurden an kriminellen Hotspots solarbetriebene Straßenlaternen angebracht.

Biogas statt Holz zum Kochen

Ein weiteres Projekt für die Errichtung einer Bioabfallvergärungsanlage an einer Schule wird derzeit umgesetzt. Durch das Biogas soll das Feuerholz, das bisher zum Kochen genutzt wurde, ersetzt werden.

Ein künftiger Schwerpunkt wird in der Unterstützung von Frauen und Mädchen im Bereich Bildung und Qualifizierung liegen. Ziel des neuen Projekts ist es, ein Unterstützungsnetzwerk für junge Frauen aufzubauen.  Eine Fachkraft wird die Verwaltung in Mubende beraten, welche Strukturen es braucht, um die Situation für die jungen Mütter zu verbessern.

Wissenschaftler:innen der International University of East Africa präsentieren den Planungsstand der Bioabfallvergärungsanlage, die Energie für 2600 warme Mahlzeiten täglich produzieren wird. (Foto: Asaph Kasujja)

Solidaritätspartnerschaft mit Tschernihiw in der Ukraine

Am 12. Juni 2023 beschloss der Kreisausschuss auf der Grundlage eines Kreistagsbeschlusses eine Solidaritätspartnerschaft mit dem Rajon Tschernihiw in der Ukraine. Der Rajon Tschernihiw – Rajon ist die Bezeichnung für eine Verwaltungseinheit, die einem Landkreis gleicht – liegt im Norden des vom russischen Angriffskrieg betroffenen Landes und nah an der Grenze zu Belarus und Russland. Per Video fanden erste Austausche statt und im November konnte ein erstes persönliches Treffen mit den Partner:innen auf einer Partnerschaftskonferenz in Leipzig stattfinden.

Auf gute Zusammenarbeit: Landrätin Anita Schneider (l.) und Tetiana Kuznetsova, Leiterin des Bezirksrates von Tschernihiw, unterzeichneten die Partnerschaftsvereinbarung. (Foto: Landkreis Gießen)

Im Oktober 2024 hat eine Delegation aus dem Rajon Tschernihiw zum ersten Mal den Landkreis Gießen besucht. Während des Treffens haben der Landkreis Gießen und der Rajon Tschernihiw eine Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet.

Diese bekundet den Willen, aus der Solidaritätspartnerschaft, die zunächst die Unterstützung beim Wiederaufbau vorsieht, später eine dauerhafte kommunale Partnerschaft wachsen zu lassen. Sie sieht nicht nur eine Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Landwirtschaft, Energieversorgung, Soziales, Gesundheit, Bildung, Wissenschaft und Kultur vor – beide Partner verpflichten sich darin auch, sich für Kontakte der Zivilgesellschaft einzusetzen.

Spendenaktion des Landkreises für medizinische Hilfsgüter

Der Landkreis Gießen unterstützt Tschernihiw zurzeit insbesondere beim Wiederaufbau. Dabei steht unter anderem die Versorgung mit medizinischen Materialien für das beschädigte Krankenhaus im Mittelpunkt. Mithilfe einer Spendenaktion hat der Landkreis Gießen medizinische Sachspenden gesammelt.

Sowohl der DRK Kreisverband Marburg-Gießen als auch der JUH Regionalverband Mittelhessen haben jeweils einen Rettungswagen inklusive Ausstattung gespendet. Zusätzlich zu den Rettungsdiensten hat die Feuerwehr Gießen die Spendenaktion mit Ausrüstung wie Schläuchen und Werkzeugen unterstützt.

Einer der ersten Wünsche aus der Region Tschernihiw war ein Feuerwehrauto für die Gemeinde Ripkyne. Der Landkreis Gießen hat das Feuerwehrauto von der Stadt Linden übernommen. Damit war das Tanklöschfahrzeug ein Bestandteil der Soforthilfe des Landkreises im Wert von 50.000 Euro, für die sich der Kreistag bereits im Jahr 2022 ausgesprochen hatte.

Zur Brandbekämpfung ausgestattet wurde das Fahrzeug durch den Fachdienst Gefahrenabwehr mithilfe von Gerätespenden der Feuerwehren im Landkreis Gießen.

Zwischen dem 9. und 16. Oktober besucht eine Delegation aus Tschernihiw den Landkreis Gießen und nimmt die Spenden auf dem DRK-Gelände am Stolzenmorgen offiziell entgegen: (v. l.) Hryhorii Tkachenko (Mitglied des Gebietsrats von Tschernihiw), Niko Gerth (DRK), Serhii Harus (Vorsitzender des Gemeinderats von Ripkyne), Thomas Hose (DRK), Landrätin Anita Schneider, Christian Betz (Vorstandsvorsitzender DRK Kreisverband Marburg-Gießen), Alexander Mack (DRK Vorstand), Tetiana Kuznetsova (Leiterin des Bezirksrats von Tschernihiw), Udo Liebich (Büroleiter der Landrätin), Lesja Maltseva (Leiterin Angelegenheiten der Exekutive des Bezirksrats von Tschernihiw) und Marco Schulte-Lünzum (Regionalvorstand JUH Regionalverband Mittelhessen). (Foto: Landkreis Gießen)
Landrätin Anita Schneider überreicht die Schlüssel für das Feuerwehrauto und den Kleintransporter an Gemeinderatsvorsitzenden Serhii Harus. An der Fahrzeugübergabe teilgenommen haben aus der Stadt Linden Bürgermeister Fabian Wedemann (5. v. l.), der stellvertretende Stadtbrandinspektor Marc Bausch (5. v. r.) und der stellvertretende Wehrführer Lorenz Wurm (4. v. r.) sowie vom Landkreis Gießen Kreisbrandinspektor Mario Binsch (2. v. l.), Udo Liebich, Büroleiter der Landrätin (l.), und Ronja Grimmer, Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik (r.) (Foto: Landkreis Gießen).

Um die Stromversorgung von Krankenhäusern, Feuerwehren und Verwaltungsgebäuden sicherzustellen, hat die Agaplesion Stiftung sechs Notstrompakete gespendet. Der Landkreis Gießen hat die Spende um sechs weitere Ecoflow-Geräte aus eigenen Mitteln ergänzt, die der Kreistag als Soforthilfe für die ukrainische Partnerkommune bereitgestellt hat.

Darüber hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit auf Antrag des Landkreises Gießen aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zwei Beschaffungspakete im Wert von insgesamt 120.000 Euro bereitgestellt.

Gemeinsam mit der ukrainischen Partnerkommune wurde sich für die Hilfspakete „Bauhof“ und „Sporteinrichtungen“ entschieden – Werkzeuge für den Wiederaufbau und Sportgeräte, um besonders jungen Menschen eine Auszeit vom Krieg zu ermöglichen.

Im Evangelischen Krankenhaus überreichen Geschäftsführer Markus Schäfer (l.) und Klinikmanager Norman Knortz (2. v. l.) die Ecoflow-Geräte der Agaplesion Stiftung im Wert von 20.000 Euro an Landrätin Anita Schneider und ihren Büroleiter Udo Liebich (r.) (Foto: Landkreis Gießen).