Veröffentlicht am: 24.04.2024|Kategorien: Bauen|

Neuer Wohnraum in alter Umgebung

Zwischenbilanz der SWS: Potenzialflächenkataster kann zur Nutzung von Leerständen beitragen

Mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen – und zwar nicht nur durch Neubau, sondern auch durch eine neue Nutzung freier und geeigneter Immobilien: Das ist das Ziel des Landkreises Gießen und der SWS GmbH (Sozialer Wohnungsbau und Strukturförderung im Landkreis Gießen), zu der sich der Landkreis und die meisten Kommunen zusammengeschlossen haben. Die Nutzung des neuen Potenzialflächenkatasters des Landes Hessen bietet dabei weitere Möglichkeiten, um Leerstände zu identifizieren und freie Flächen zu nutzen.

„Die Unterstützung der Kommunen in der Nutzung von geeigneten Flächen und Leerständen zur Schaffung von Wohnraum ist ein weiterer Baustein der SWS geworden – neben den bisherigen Initiativen zur Förderung von sozialem Wohnungsbau und der Revitalisierung von Ortskernen“, erklärt Landrätin Anita Schneider. Und das mit guter Bilanz: Alle Städte und Gemeinden im Landkreis sind für das Potenzialflächenkataster des Landes Hessen angemeldet. Im Vergleich der hessischen Landkreise ist diese Beteiligung einmalig. Die SWS selbst hatte 2020 mit der Entwicklung eines eigenen Leerstandskatasters begonnen, an das sich das Potenzialflächenkataster nun anschließt. Die Gemeinde Wettenberg stand in einer ersten Erprobungsphase seinerzeit Pate für die Einführung im Landkreis. Ein weiteres Treffen zur Vertiefung soll noch in diesem Jahr stattfinden.

Kommunen können über das Potenzialflächenkataster Informationen zum Beispiel zum Gebäudezustand, zur Nutzungsart, zum Denkmalschutz, aber auch einen Überblick über Bebauungs- und Flächennutzungspläne abrufen. „Die Kenntnis über alle diese Faktoren ist Voraussetzung für eine effektive Planung von Vorhaben in der Nachverdichtung und Neunutzung“, erklärt Negar Jahadi, Geschäftsführerin der SWS.

Leerstand ist nicht gleich Leerstand: Genaue Kenntnis für effektives Planen

Allerdings: Leerstand ist nicht gleich Leerstand. Und dass es grundsätzlich einen gewissen Immobilien-Leerstand gibt, ist normal – und sogar Zeichen einer dynamischen Entwicklung und eines funktionierenden Wohnungsmarktes, wie Jahadi erklärt. Umzüge und neue Anmietungen von Wohnungen können nur erfolgen, wenn überhaupt freie Wohnungen zur Verfügung stehen. Dass aus diesem Grund drei bis fünf Prozent aller Wohnungen auf dem regionalen Markt freistehen, ist angemessen und sogar notwendig, um Fluktuation zu ermöglichen – darauf weist die öffentliche Wohnungsbedarfsprognose des hessischen Wirtschaftsministerium hin. Eine solche Spanne belegt auch das Wohnraumversorgungskonzept des Landkreises.

Zugleich ist nicht jede freie Wohnung für jede suchende Person geeignet: Gerade barrierefreier Wohnraum ist in Altbauten kaum zu finden. „Die SWS GmbH setzt an dieser Stelle an, um die Städte und Gemeinden im Landkreis Gießen bei einer bedarfsgerechten Planung zu unterstützen“, erklärt Landrätin Schneider. Die Gesellschaft begleitet und unterstützt die Mitgliedskommunen bei der Nutzung des Potenzialflächenkatasters, das das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Wohnen und ländlichen Raum auch als mobile Anwendung zur Verfügung stellt.

Die SWS hofft durch die intensive Nutzung des Potenzialflächenkatasters auch auf einen Überblick über weitere ortsgenaue Daten zu Gebäudenutzungen und Leerstandsmanagement. Diese würden das bisherige Monitoring zur Wohnraumversorgung ergänzen, das mit dem Wohnraumversorgungskonzept für den Landkreis 2017 begonnen und 2020, 2021 und 2022 fortgeschrieben wurde. „Im Interesse vieler ist es deshalb zu begrüßen, dass die Kommunen das Potenzialflächenkataster intensiv nutzen“, sagt Landrätin Schneider. „Dies ist zugleich im Sinne der Nachhaltigkeit. Denn wo bestehende Gebäude neu genutzt werden, ist kein Flächen- und Ressourcenverbrauch für Neubauvorhaben notwendig.“

Info: Die SWS

Die SWS (Sozialer Wohnungsbau und Strukturförderung im Landkreis Gießen) GmbH unterstützt und begleitet seit ihrer Gründung 2017 die Städte und Gemeinden des Landkreises Gießen bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Zur Gesellschaft gehören neben dem Landkreis alle Kreiskommunen mit Ausnahme von Gießen – die Universitätsstadt verfolgt das Ziel über ihre eigene Wohnbau GmbH. Informationen gibt es unter Sozialer Wohnungsbau – Landkreis Gießen (lkgi.de).

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