Dezernent für Verbraucherschutz Christian Zuckermann (2.v.l.) begleitet die Lebensmittelkontrolle in der Küche des Uni-Klinikums. (Foto: Landkreis Gießen)
Veröffentlicht am: 11.10.2023|Kategorien: Allgemein, Veterinärwesen und Verbraucherschutz|

Küche der Uniklinik überzeugt Lebensmittelüberwachung des Landkreises Gießen

2947 Betriebe wurden voriges Jahr kontrolliert

Mit seinem Thermometer misst Antonio D‘Angelo die Temperatur der abgepackten Wurst, die in einem großen Kühlraum in roten Kisten lagert. Er notiert die Werte und nickt zufrieden. Bevor es weiter geht, wirft er nochmal einen prüfenden Blick durch den gesamten Raum. D’Angelo ist Lebensmittelkontrolleur in Fortbildung im Fachdienst Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises Gießen und überprüft gemeinsam mit Dr. Anne Prigge, Sachgebietsleiterin Lebensmittel- und Fleischhygieneüberwachung, die Gießener Küche des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM).

Wenn das Klinikum voll belegt ist, bringen die Mitarbeitenden bis zu 1200 Essen täglich auf die Teller. Dazu gehören Frühstück, Mittag- und Abendessen. Christian Zuckermann, Hauptamtlicher Kreisbeigeordneter und Dezernent für Verbraucherschutz, hat die Lebensmittelkontrolle in einer der größten Küchen im Landkreis begleitet.

Die UKGM-Küche verwendet das „Cook and Chill-Verfahren“, bei dem das Essen vorproduziert und erst auf der Station erwärmt wird. Dadurch sei eine hohe Sicherheit der Lebensmittel gewährleistet, erklärt Küchenleiter Gerhard Becker: „Wir bestellen unsere Produkte von Lebensmittelherstellern, die die Waren bereits vorgaren und tiefgefroren anliefern. Das bedeutet, wir verarbeiten weder rohes Fleisch noch Fisch.“

Antonio D’Angelo, Lebensmittelkontrolleur in Fortbildung beim Landkreis Gießen, überprüft die Temperatur der verpackten Wurst in einem der Kühlräume der UKGM-Küche. (Foto: Landkreis Gießen)

An einem Fließband beladen die Mitarbeitenden entsprechend der Essenswünsche der Patient:innen die Tabletts. Auf jedem Teller ist die gleiche Portion – das ist wichtig, um die Mahlzeit später gleichmäßig erwärmen zu können. Am Ende kommen die Tabletts in Wagen, die das Essen auf etwa vier Grad kühlen. Weiter geht es in den Keller: Von hier aus wird das Hauptgebäude des Klinikums unterirdisch beliefert.

UKGM-Küche ist Vorzeigebetrieb in Sachen Lebensmittelhygiene

Die Mitarbeitenden der UKGM-Küche beladen die Tabletts entsprechend der Essenswünsche der Patient:innen. (Foto: Landkreis Gießen)

Prigge und D’Angelo werfen während ihres Besuchs einen Blick durch jeden Raum der Einrichtung. Dabei achten sie neben der allgemeinen Hygiene auch darauf, ob Fugen, Decken und Wände sauber und baulich in Ordnung sind. Auch die Kühlräume werden untersucht: „Betriebe müssen die Temperaturen ihrer Lebensmittel und der Kühlschränke dokumentieren. Ob die Angaben stimmen, prüfen wir stichprobenartig mit unseren Thermometern“, erklärt D’Angelo.

Vor allem im Trockenlagerbereich, wo beispielsweise Konserven stehen, kann es leicht zu Problemen mit Schädlingen wie Motten oder Schaben kommen. Ob der Betrieb regelmäßig die Lagerräume selbstständig auf Schädlinge überprüft und Vorsorgemaßnahmen trifft, kontrollieren D’Angelo und Prigge ebenfalls.

Zum Schluss geht es in die Umkleidekabinen. Hier schaut die Lebensmittelüberwachung, ob die Mitarbeitenden einen geeigneten Ort zum Umziehen und Verstauen der Straßenkleidung haben. Das Urteil der Fachleute am Ende der Begehung fällt positiv aus: Es sind keine schwerwiegenden Mängel festzustellen. Den Eindruck teilt auch Dezernent Zuckermann: „Die Stimmung im Betrieb ist entspannt. Es gibt eine gute Organisation der Abläufe und der Standard der Einrichtung ist hoch“, beschreibt er die Küche.

Veterinäramt des Landkreises ist für 2947 Betriebe zuständig

Erkennt die Lebensmittelüberwachung bei einer Überprüfung doch einmal Mängel, müssen die Betriebe diese in einer angemessenen Frist beseitigen. „Unsere Kontrolle ist nicht nur für diejenigen wichtig, die die Lebensmittel konsumieren, sondern auch für die Betriebe. Sie hilft, den Blick zu erweitern und Mängel zu entdecken, die im Alltag schnell übersehen werden“, erklärt Prigge. „Die Kontrollen sind also auch eine Hilfestellung für die Unternehmen.”

Neben der UKGM-Küche überprüft das Team der Lebensmittelkontrolle zum Beispiel Restaurants, Metzgereien oder Imbisse. Im Landkreis Gießen sind es insgesamt 2947 Betriebe. Im vergangenen Jahr war das Kontrollpersonal allein 1334-mal planmäßig unterwegs. 322-mal waren Verdachts- oder Nachkontrollen nötig. Insgesamt hat die Lebensmittelüberwachung in 445 Fällen Verstöße festgestellt. Dazu zählen sowohl kleinere Verstöße mit mündlichen Belehrungen als auch mündliche Verwarnungen sowie Verwarngelder. Bei 37 Betrieben kam es zu schwerwiegenden Maßnahmen: vorübergehende Schließungen, Ordnungsverfügungen, Bußgelder, Sicherstellungen oder eine Abgabe des Verfahrens an die Staatsanwaltschaft.

„Die Zahlen zeigen, dass das Kontrollnetz unserer Lebensmittelüberwachung sehr dicht ist. Der weitaus größte Teil der Lebensmittelbetriebe arbeitet verantwortungsbewusst“, erklärt Dezernent Zuckermann. Wer Lebensmittelkontrolleur:in werden möchte, kann eine zweijährige Fortbildung beim Veterinäramt machen. Dazu ist eine bereits absolvierte Ausbildung im Bereich Lebensmittel, beispielsweise als Metzger:in notwendig. Zusätzlich wird eine Meister- oder Technikerausbildung benötigt.

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