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Zufallsbild aus dem Landkreis Giessen

Der Landkreis Gießen und Lück Gebäudetechnik zogen vor kurzem mit weiteren Beteiligten Zwischenbilanz über das im Dezember gestartete Projekt „Dreisprung zur Ausbildung – Berufseinstieg von Geflüchteten“. Die fünf Flüchtlinge, die im Rahmen des Projekts zu Beginn des Jahres bei der Lück-Gruppe mit ihrem Berufseinstieg angefangen haben, haben gerade den dritten und letzten Sprung geschafft: den Start in eine reguläre Ausbildung.

„Flüchtlinge auszubilden ist gut für beide Seiten“, sagt Landrätin Anita Schneider. „Die Geflüchteten bekommen eine Perspektive und für die Betriebe ist es eine Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“ Der Anstoß für das Projekt kam von der Lück-Gruppe: „Wir haben einen Bedarf an qualifizierten Fachkräften, die wir im Unternehmen Schritt für Schritt entwickeln wollen“, berichtet auch Sigrid Schneider, Teamleiterin Personal bei der Lück-Gruppe. „Gleichzeitig werden wir mit diesem Projekt aber auch den Werten unserer Firmenphilosophie gerecht und übernehmen gesellschaftliche Verantwortung.“ Sie zieht ein positives Fazit: „Die Geflüchteten haben sich während der Qualifizierungsphase die Akzeptanz Ihrer Kollegen erarbeitet, hatten den Mut sich den Herausforderungen der Berufsschule zu stellen und ihr Einsatz wurde mit einem Ausbildungsplatz honoriert. Ihre Motivation ist eine gute Basis, um alle weiteren Hürden in der Ausbildung zu überwinden.“

Im Rahmen von Dreisprung erfolgt der Berufseinstieg von Flüchtlingen in insgesamt drei Sprüngen. Zuerst wurden die Kandidaten in einem mehrstufigen Matchingverfahren ausgewählt und den beteiligten Unternehmen vorgeschlagen. In der anschließenden dreimonatigen Praktikumsphase galt es dann, sich zu beweisen und die berufspraktischen sowie sprachlichen Herausforderungen zu bestehen. Nach dem erfolgreichen Absolvieren des Praktikums erhielten die Teilnehmer im Februar einen befristeten Fördervertrag bei dem jeweiligen Unternehmen. In diesem Zeitraum wurden die Teilnehmer in den Ausbildungsverlauf integriert, nahmen informell am Berufsschulunterricht teil und wurden zusätzlich sprach- und berufsorientiert unterrichtet. Anfang August stand schließlich der dritte und letzte Sprung an: Die Teilnehmenden wurden von den Unternehmen in ein reguläres Ausbildungsverhältnis aufgenommen: Fünf bei der Lück-Gruppe und 15 in verschiedenen weiteren Betrieben, vorwiegend im handwerklichen Bereich. Bei bis zu 10 weiteren Teilnehmern wurden übergangsweise Helferverträge bis zu einem Ausbildungsbeginn in 2018 eingegangen oder eine qualifizierende Vorbereitung begonnen.

„Deutsch lernen alleine reicht nicht -das Sprachzertifikat alleine ist noch nicht der Schlüssel für Integration, sondern vielmehr die sprachliche Anwendung in Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit fördert, vertieft und verbessert die Integration am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft“, erklärt Landrätin Schneider die pragmatische Strategie des Dreisprungs. Dass sprachliche Integration von Flüchtlingen nicht nur im Sprachkurs, sondern im beruflichen Alltag stattfindet, beweist auch die Erfahrung der Dreisprung-Teilnehmer. Das Sprechen bereite wenige Probleme, aber manchmal sei es schwer, die Kollegen zu verstehen, berichten sie. Umgangssprache und Dialekt lernt man eben nicht im Sprachkurs, sondern nur im täglichen Umgang mit den Kollegen. Auch untereinander müssen die Auszubildenden deutsch sprechen, da sie alle unterschiedlicher Nationalität sind!

Landrätin Anita Schneider betont, das Projekt sei ein erfolgreicher Schritt zur Integration der Flüchtlinge im Landkreis Gießen und es solle weiter ausgebaut werde. Denn auch für Handwerksbetriebe hat das Projekt Vorteile, da diese händeringend nach Fachkräften und Auszubildenden suchen. „Der Dreisprung leistet da wichtige Vorarbeit und erleichtert so die spätere Auswahl eines Auszubildenden“, berichtet Uwe Bock, stellvertretender Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Die Kooperationspartner ZAUG, Jugendwerkstatt und IJB unterstützen Handwerksbetriebe, indem sie Leistungen analog einer Ausbildungsabteilung anbieten und damit auch kleinen Betrieben die Möglichkeit geben, an dem Projekt teilzunehmen. Das Jobcenter und die Agentur für Arbeit unterstützen das Projekt bei der Auswahl und Förderung von Teilnehmern ganz im Sinne der gemeinsamen Ausbildungs- und Arbeitsmarktstrategie.

Als nächsten Schritt plant der Landkreis eine Koordinierungsstelle, die durch das Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget des Landes Hessen gefördert wird. Dadurch soll das Zusammenspiel zwischen potentiellen Auszubildenden, Landkreis und Unternehmen weiter verbessert werden

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