Der Kreistagsvorsitzende lädt zu den Kreistagssitzungen ein und leitet sie. Der Kreistagsvorsitzende ist als Vorsitzender der Volksvertretung oberster politischer Repräsentant des Landkreises und steht damit vom Protokoll her über dem Landrat.

Das war in der Nachkriegszeit nicht immer der Fall. Von 1946 bis 1952 war der jeweilige Landrat gleichzeitig der Vorsitzende des Kreistages.

Seit Einführung der Hessischen Landkreisordnung (HKO) im Jahr 1952 wählt jedoch der Kreistag aus seiner Mitte einen Kreistagsvorsitzenden und dessen Stellvertreter.

Neben seinen parlamentsunmittelbaren Aufgaben (Ladung, Sitzungsleitung und Ordnungsrecht) nimmt der Kreistagsvorsitzende auch Repräsentationsaufgaben wahr und hat ein Informationsrecht gegenüber der Bevölkerung. Ihm werden dafür auch entsprechend Mittel zur Verfügung gestellt.

Die Hauptsatzung des Landkreises Gießen sieht derzeit neben dem Kreistagsvorsitzenden vier stellvertretende Kreistagsvorsitzende vor. Diese werden in der ersten Sitzung nach der Kreistagswahl während der konstituierenden Sitzung gewählt.

Es ist üblich, dass die stärkste Fraktion den Kreistagsvorsitzenden stellt. Dieses Prinzip wurde bis auf die erste Legislaturperiode nach neuem Recht (1952/1956) auch so gehandhabt. Damals wählte der Kreistag den Bundestagsvizepräsidenten Dr. Ludwig Schneider wegen seiner Erfahrungen zum Kreistagsvorsitzenden, auch wenn er nicht der stärksten Fraktion angehörte.