Erster DUOday im Landkreis Gießen sorgt für Perspektivwechsel
Menschen mit Behinderung sammeln einen Tag lang Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt
Laut dem aktuellen Inklusionsbarometer „Arbeit“ von der Aktion Mensch in Kooperation mit dem Handelsblatt Research Institute beschäftigen nur 39 Prozent der Unternehmen in Deutschland, die dazu verpflichtet sind, so viele Menschen mit Behinderung, wie sie entsprechend ihrer Größe müssten. Jedes vierte Unternehmen, das eigentlich müsste, beschäftigt keinen Menschen mit Behinderung, sondern zahlt lieber die Ausgleichsabgabe. Um Berührungsängste ab- und gegenseitiges Verständnis aufzubauen, beteiligt sich der Landkreis Gießen mit seinen Kooperationspartnern auf Initiative der Handwerkskammer Wiesbaden in diesem Jahr zum ersten Mal an der Aktion „DUOday“.
Während des DUOdays können Menschen mit seelischer, geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung einen Tag lang Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt sammeln. Diese Chance hat Iris Heyden genutzt. Für gewöhnlich arbeitet sie im Verkauf auf dem Biolandhof der Lebenshilfe Gießen in Großen-Buseck. Heyden liebt den Kontakt zu Menschen und hat sich deshalb einen DUOday-Platz im Einzelhandel gewünscht. Wie gut, dass sich auch der Gießener OBI-Markt in der Pistorstraße für den DUOday angemeldet hat, denn so kam es zu einem Treffer. „Ich freue mich darauf, neue Eindrücke zu gewinnen“, erzählte Heyden während sie zu Beginn des Arbeitstags ihrer Kollegin Weihnachtskugeln anreichte, um den Eingangsbereich des OBI-Markts weihnachtlich zu dekorieren: „Mir ist es wichtig, als Arbeitnehmerin anerkannt zu werden!“
Und auch die Arbeitgeber profitieren von dem Perspektivwechsel. „Eine Behinderung ist hier kein unüberwindbares Hindernis“, erklärte Marktleiter Michael Pfeiffer und ergänzte das Motto des Baumarkts „eben alles machbar mit OBI“. Dem stimmte auch Eva Maria Hüge zu, Stellvertretende Schwerbehindertenbeauftragte von OBI Deutschland: „Alleine in diesem Markt arbeiten zwölf Menschen mit Behinderung.“ In ganz Deutschland seien es bereits 300 Beschäftigte, denen sie mit Rat und Tat zur Seite steht.
Zehn Duos haben sich zum ersten Aktionstag im Landkreis gefunden
„In Zeiten des Fachkräftemangels ist es umso wichtiger, die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen“, sagte Sozialdezernent Frank Ide während seines Besuchs am DUOday. „Ich freue mich, dass dieser Aktionstag so gut angenommen wird. Im Landkreis Gießen haben sich im ersten Jahr bereits zehn Duos zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern mit Behinderung in den Bereichen Kita, Handwerk, Industrie, IT, Verwaltung und Einzelhandel gefunden. In einem Fall sind beide Seiten schon jetzt so interessiert, dass ein längeres Praktikum auf den Aktionstag folgen wird. Für die tolle Organisation bedanke ich mich ganz herzlich bei dem Arbeitskreis DUOday“.
Zum Arbeitskreis DUOday im Landkreis Gießen gehören Michael Volter, Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderung, Larissa Albohn von den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber Gießen, Petra Emin und Jörg Langschied von der Lebenshilfe Gießen, Annika Heuser von der ZAUG gGmbH, Helga Hagel vom Integrationsfachdienst Gießen/Wetzlar, Samantha Fischer von der IHK Gießen-Friedberg sowie die Handwerkskammer Wiesbaden. Der Arbeitskreis plant auch für das kommende Jahr einen DUOday im Landkreis Gießen. Unternehmen, die Interesse an diesem gewinnbringenden Austausch haben, können sich gerne an Michael Volter wenden unter der Telefonnummer 0641 9390-9206 oder per E-Mail an michael.volter@lkgi.de.