Landrätin Anita Schneider (4. v. l.), die stellvertretende Kreistagsvorsitzende Claudia Zecher (5. v. l.), der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Christian Zuckermann (2. v. r.) und Dr. Manfred Felske-Zech (4. v. r.), Stabsstellenleiter für Wirtschaftsförderung und Klimaschutz, haben gemeinsam mit Vertreter:innen aus Mubende, darunter Bürgermeister Innocent Ssekiziyivu (3. v. r.), stellvertretende Bürgermeisterin Sylivia Mukasa (1. v. l.) und Stadtkämmerer Paul Omoko (3. v. l.) die Baustelle für die künftige Bioabfallvergärungsanlage in Mubende besichtigt. (Foto: Asaph Kasujja)
Veröffentlicht am: 10.01.2025|Kategorien: Landkreis entdecken|

Delegation des Landkreises Gießen besucht Partnerstadt in Uganda

Erfolgreiche Kooperation für den Klimaschutz mit Mubende

Verantwortung für den globalen Klimaschutz übernehmen – das ist das Ziel der Klimapartnerschaft des Landkreises Gießen mit der ugandischen Stadt Mubende. Dafür haben die Kommunen in den vergangen vier Jahren mehrere gemeinsame Projekte erfolgreich abgeschlossen. Zugleich sind weitere Initiativen entstanden, um die Lebensbedingungen zu verbessern und nachhaltig zu gestalten. Eine Delegation des Landkreises hat sich kürzlich die aktuellen Entwicklungen vor Ort angesehen und mit den Partnern die weitere Zusammenarbeit geplant.

Landrätin Anita Schneider, der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Christian Zuckermann, die stellvertretende Kreistagsvorsitzende Claudia Zecher und Dr. Manfred Felske-Zech, Stabsstellenleiter für Wirtschaftsförderung und Klimaschutz, sind sich mit den Partner:innen aus Mubende einig: Die bisher auf Klimaschutzthemen fokussierte Partnerschaft soll künftig auch auf die Bereiche Bildung und soziale Teilhabe erweitert werden.

Neues Projekt zur Förderung von jungen Frauen

Mit dem nun startenden Projekt „Starke Mädchen, starke Frauen“ beginnt der Landkreis Gießen die Zusammenarbeit auch im Sozial- und Bildungsbereich.

„Ziel des Projekts ist es, ein Unterstützungsnetzwerk für junge Frauen aufzubauen“, erklärt Landrätin Schneider. Während des coronabedingten Lockdowns sei die Zahl der Schwangerschaften bei Mädchen stark gestiegen. Wegen fehlender Kinderbetreuung hätten die jungen Frauen keinen Zugang mehr zu Bildung und daher keine Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben.

Die Landkreis-Delegation hat sich gemeinsam die aktuellen Entwicklungen vor Ort angesehen und mit den Partnern die weitere Zusammenarbeit geplant. (Foto: Asaph Kasujja)

Eine Fachkraft berät die Stadtverwaltung, welche Strukturen es braucht, um die Situation für die jungen Mütter zu verbessern. Dazu können beispielsweise Kurse gehören, in denen die Mädchen das Nähen mit der Nähmaschine lernen, um mit der Arbeit Geld zu verdienen. Auch Aufklärung in den Dorfgemeinschaften zum Thema Teenagerschwangerschaften ist Teil der Arbeit.

Die Personalstelle wird über den Fachkräftefonds der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) finanziert und ist ab Januar 2025 für zwei Jahre vorgesehen.

Biogas statt Holz zum Kochen

Im Klimaschutzbereich wird derzeit das auf drei Jahre ausgelegte Projekt „Sauber kochen mit Biogas“ umgesetzt, bei dem eine Bioabfallvergärungsanlage entsteht. Mubende möchte die traditionelle Befeuerung der Kochstellen mit Holz und Holzkohle durch die umweltfreundliche Nutzung von Biogas ersetzen. Als Agrarhandelszentrum verfügt Mubende über ein Biomasseaufkommen von rund 20.000 Tonnen. Um diese Ressource zu nutzen, entsteht eine Vergärungsanlage an einer weiterführenden Schule, die täglich 2600 Kinder mit Essen versorgt. Der Landkreis Gießen unterstützt die Stadt bei der Einführung einer Abfalltrennung und steht bei der Planung und dem Bau beratend zur Seite.

Wissenschaftler:innen der International University of East Africa präsentieren den Planungsstand der Bioabfallvergärungsanlage, die Energie für 2600 warme Mahlzeiten täglich produzieren wird. (Foto: Asaph Kasujja)

„Eine Voraussetzung für das Projekt ist eine effiziente Mülltrennung, denn die Bioabfälle dürfen nicht mit anderen Abfällen vermischt sein, um sie in der Anlage nutzen zu können. Die Stadt Mubende ist auf einem guten Weg, entsprechende Strukturen aufzubauen. Das Modell der Abfallvergärungsanlage könnte als Vorbild für weitere kommunale Anlagen in Uganda dienen“, erklärt Landrätin Schneider.

Das Projekt mit einem Volumen von 440.000 Euro wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.

Mit Beleuchtung zu mehr Sicherheit und Bildung

Die Kreis-Delegation hat sich zudem die Ergebnisse zweier abgeschlossener Projekte angesehen. Mit dem Projekt „Sonne für Sicherheit“ wurden an kriminellen Hotspots solarbetriebene Straßenlaternen angebracht. Insbesondere Frauen und Mädchen fielen an diesen Orten häufig Überfällen und Vergewaltigungen zum Opfer. Seit der Installation Ende 2022 gab es dort keine Gewaltverbrechen mehr. Mittlerweile hat sich in diesem Gebiet ein reges Abendleben entwickelt mit nachbarschaftlichem Straßenhandel, Essensangeboten und sozialen Kontakten.

Über das Projekt „Sonne für Bildung“ haben 300 Haushalte mit schulpflichtigen Kindern eine Solar-Beleuchtung erhalten. Bislang schnitten Kinder aus diesen Haushalten in der Schule schlecht ab, da sie wegen der fehlenden Beleuchtung am Abend nicht lesen oder Hausaufgaben erledigen konnten. Seit Abschluss des Projektes weisen die Kinder erheblich bessere Schulerfolge auf.

„Beide Projekte sind ein voller Erfolg. Die Menschen profitieren von der angebrachten Beleuchtung und sorgen selbstständig für deren Wartung“, sagt Landrätin Anita Schneider. Durch lokale Investitionen seien bis heute auch weitere Teile der Stadt mit Solarbeleuchtung versorgt worden.

Beide Projekte mit einem Volumen von je 40.000 Euro wurden ebenfalls zu 90 Prozent vom BMZ gefördert.

Gemeinsam mit Felske-Zech hat die Landrätin die beiden Kleinprojekte bereits vor dem Besuch in Uganda bei einem Innovationsworkshops der Vereinten Nationen als Beispiele für eine gelungene Zusammenarbeit mit Ländern des globalen Südens vorgestellt. Ziel des Workshops war es, Lösungsansätze für weltweiten Klimaschutz zu ermitteln. „Während des Workshops waren sich alle Teilnehmenden einig, dass die Konzepte in eine Liste von nachahmenswerten Modellprojekten aufgenommen werden sollten. Das hat uns darin bestärkt, dass die Arbeit in Mubende auch für andere Kommunen vorbildhaft sein kann“, erklärt Felske-Zech.

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