Barrierearmes Wandern im Landkreis Gießen
Untersuchung des Busecker Mühlenwegs als Modellprojekt gestartet
Wie können auch Menschen mit Behinderungen Wanderwege im Landkreis Gießen erleben? Um das zu untersuchen, hat der Landkreis gemeinsam mit der Gemeinde Buseck das durch LEADER geförderte Projekt „Barrierearmes Wandern auf dem Busecker Mühlenweg“ gestartet. In den kommenden zwei Jahren beschäftigt sich das Projekt damit, wie der Mühlenweg auch mit Rollator oder Rollstuhl gemeistert und Inklusion im Wandertourismus umgesetzt werden kann.
Ziel sei es, Menschen mit Behinderungen das Wandern in der Natur zu ermöglichen, so Landrätin Anita Schneider. „Das Projekt soll zudem beispielgebend für weitere Wanderwege im Landkreis Gießen werden. Es ist notwendig, dass wir Tourismus und Freizeitaktivitäten zunehmend inklusiv und partizipativ gestalten. Dies ganz im Sinne einer inklusiven Gesellschaft, die Strukturen schaffen sollte, die jedem Menschen – auch den Menschen mit Behinderung – eine Teilhabe ermöglichen“, erläutert Schneider.
Der Busecker Mühlenweg, der 15 historische Mühlen entlang von kleineren Rundwegen verbindet, bildet das Herzstück des Projekts. Die Streckenabschnitte sollen auf ihre Eignung geprüft werden, um als Vorbild für barrierearmen Tourismus im Landkreis Gießen zu dienen.
„Wir beginnen jetzt mit einer umfassenden Untersuchung des Mühlenwegs und der gesamten touristischen Servicekette in der Gemeinde Buseck, um die Barrierefreiheit systematisch zu bewerten“, erklärt Natalie Hühnergarth, Tourismusbeauftragte des Landkreises Gießen. „Ziel ist es, konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln, die sowohl kurzfristige Verbesserungen als auch langfristige Maßnahmen umfassen.“
Ehrenamtliches Engagement als Herzstück des Projekts
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die enge Zusammenarbeit mit der ehrenamtlichen Mühlengruppe, die sich der Bewahrung der Geschichte und Bedeutung der 15 Mühlen im Busecker Tal widmet. Ihre Arbeit hält nicht nur eine wertvolle Tradition am Leben, sondern trägt auch maßgeblich dazu bei, dieses Wissen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Das Engagement der Mühlengruppe für den Erhalt dieses Erbes ist ein maßgeblicher Antrieb des Projekts. Sie ermöglicht uns, nicht nur inklusiver für alle zu werden, sondern auch das Wissen um die für unsere Region einst so wichtige Mahltradition in die Zukunft zu tragen“, so Michael Ranft, Bürgermeister von Buseck.
Erste Schritte zur Umsetzung
In den kommenden zwei Jahren wird das Projekt die gesamte Gemeinde Buseck auf Barrieren in ihren Wander- und Spazierangeboten untersuchen. Dabei sollen nicht nur die physischen Hürden, sondern auch die Bedürfnisse von Einheimischen und Gästen mit Einschränkungen berücksichtigt werden. In Zusammenarbeit mit Fachbüros und lokalen Akteuren sollen anschließend kurz-, mittel- und langfristige Handlungsempfehlungen entwickelt werden. Diese Empfehlungen sollen den Weg für eine schrittweise Verbesserung der touristischen Barrierefreiheit ebnen.
Zusätzlich sind Schulungen und Workshops geplant, um das Bewusstsein für Barrierefreiheit in der gesamten touristischen Wertschöpfungskette zu schärfen. „Es geht nicht nur darum, Wanderwege anzupassen. Wir müssen sicherstellen, dass alle Beteiligten – von den Gemeinden bis zu den touristischen Anbietern – die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen verstehen und berücksichtigen“, betont Natalie Hühnergarth.
Weitreichende Bedeutung für den Landkreis
Das langfristige Ziel des Projekts ist es, mit dem Mühlenweg ein Leuchtturmprojekt zu schaffen, das auch für andere Wege im Landkreis Gießen als Modell dienen kann. Nach Abschluss der Untersuchungen wird eine umfassende Potentialanalyse erstellt, die mit ihren Handlungsempfehlungen auch als Grundlage für eine schrittweise barrierefreie Gestaltung weiterer Wanderwege im Landkreis genutzt werden kann. Das übergeordnete Ziel ist es, das „Reisen für Alle“ Zertifikat zu erlangen, das später die barrierefreie Gestaltung des Mühlenwegs offiziell bestätigen soll. „Dieses Projekt könnte den Weg für eine inklusive Tourismuslandschaft im Landkreis Gießen ebnen und zeigen, dass Natur und Kultur für alle zugänglich sein müssen“, so Hühnergarth abschließend.