Langgönser besprechen Ideen für mehr Gemeinsamkeit und bessere Inklusion
Landkreis und Gemeinde hatten Engagierte und Interessierte zum offenen Bürgerdialog eingeladen: viele gute Einfälle
In der Ideenbox, die an verschiedenen Begegnungspunkten in der Gemeinde aufgestellt war, konnten Menschen aus Langgöns im Vorfeld Wünsche und Vorschläge zur Verbesserung des sozialen Lebens abgeben. Beim Bürgerdialog, der kürzlich im Bürgerhaus Niederkleen stattfand, wurden diese Ideen vorgestellt, ergänzt und besprochen. Zu dem Dialog hatten Frank Ide, Sozialdezernent des Landkreises Gießen, und Marius Reusch, Bürgermeister von Langgöns, sowie Dr. Michaela Fink alle Interessierten und Engagierten eingeladen.
Michaela Fink ist die Verantwortliche, die für den Landkreis Gießen das Projekt „Inklusiver Landkreis“ durchführt. Langgöns ist dabei – neben Biebertal, Lich und Lollar – eine der Modellkommunen, in denen sie Bedarfe, Probleme und Vorschläge für alle Bereiche des Alltagslebens gesammelt hat. „Wir möchten erfahren, wo der Schuh drückt, um dann gemeinsam die Situation vor Ort verbessern zu können“, umriss sie das Projektziel. Und so nahmen die Beteiligten auch in Langgöns das soziale Leben in der Gesamtgemeinde kritisch unter die Lupe.
Viele vielversprechende Gedanken und Anregungen
Frank Ide lobte die zahlreich eingereichten, vielversprechenden Vorschläge aus der Langgönser Bürgerschaft. „Jetzt wollen wir gemeinsam überlegen, was davon umzusetzen ist. Auf dem Weg zu mehr Gemeinsamkeit müssen viele Rädchen ineinandergreifen“, sagte er und übergab das Wort an den Bürgermeister.
Dieser unterstrich den Mehrwert, den das Projekt für seine Gemeinde habe. „Jetzt liegen viele Ideen auf dem Tisch. Wenn wir es schaffen, alle Akteure in der Gemeinde einzubinden, können wir was bewegen.“ Er appellierte an alle, die sich bereits engagieren, weiter mitzuwirken: „Dank Ihres Engagements tut sich was in Langgöns!“
Ist-Situation stellt schon mal ein gutes Fundament dar
Seniorenratssprecher Rudolf Seitz stellte vor, welche Angebote es bereits gibt. Dazu gehört die facettenreiche Seniorenarbeit des Seniorenbeirats der Gemeinde. Besonders stolz sei die Gemeinde auf ihr Bürgerbus-Angebot, bei dem zurzeit 18 ehrenamtliche Fahrer Menschen mit eingeschränkter Mobilität unterstützen. Die Gemeinde bietet außerdem einen Formularlotsen, Pflegeinfos, einen Sicherheitslotsen, einen Taxipass und als lokale Informationsmedien die LanggönsApp und das Amtsblatt.
Darüber hinaus gibt es Seniorenclubs in Oberkleen und Dornholzhausen, sowie die zahlreichen Angebote für Senioren von Vereinen und Kirchen, Sozialträgern und anderen Einrichtungen, sowie dem REWE-Supermarkt. Zudem existieren Begegnungsorte wie die Bürgergärten in Lang-Göns und in Niederkleen. Weitere soziale Treffpunkte seien in Planung: ein Dorfcafé im alten Feuerwehrhaus in Espa und ein Freizeit- und Kulturtreff in der Kerngemeinde in der Orangerie.
Lange Wunschliste zeigt Bedarfe auf
Zu den Vorschlägen aus der Ideenbox zählen Dorfhelfer für alle Ortsteile, eine Gemeindeschwester, Einkaufshilfen, Mitfahrbänke und Besuchsdienste. Außerdem besteht Bedarf an mehr Möglichkeiten für Begegnung und Bewegung, zum Beispiel gemeinsame Spaziergänge und Radtouren, Tanzen 60+, Zusammenkünfte für Gemeinschaftsspiele, Handarbeitstreffs oder gesellige Frühstücksrunden.
Auf der Wunschliste steht außerdem eine zweite Gruppe für die überfüllte Seniorenwerkstatt, mehr Bildungsangebote für Ältere und organisierte Fahrten zu kulturellen Veranstaltungen. Auch Bauliches wurde moniert, beispielsweise Barrieren auf Gehwegen und Hindernisse in öffentlichen Gebäuden. Zudem werden mehr Bänke zum Ausruhen gewünscht, außerdem ortsnahe Fachärzte.
Bestehende und neue Angebote müssen gut kommuniziert werden
Neben Kritik, was alles fehle, wurden auch konkrete Lösungsvorschläge benannt. Alle waren sich einig, dass auch die Ressourcen und Engagement-Bereitschaft der älteren oder gehandicapten Menschen eingebunden werden müssten. Zudem sollen Maßnahmen bevorzugt an bestehende Strukturen und vorhandenes Engagement anknüpfen, um keine Doppelstrukturen zu schaffen. Dennoch blieb die wichtige Frage der Kommunikation in weiten Teilen unbeantwortet: „Wie kommen wir zueinander?“
Rudolf Seitz vom Seniorenbeirat merkte an, dass es durchaus viel ehrenamtliches Engagement in Langgöns gäbe, aber es fehle an Menschen, die bereit seien, voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen, um gute Ideen auch tatsächlich umzusetzen.
Aufruf: Im Kleinen aktiv werden und Verantwortung übernehmen
Michaela Fink ermunterte, den gemeinsamen Dialog vor Ort fortzusetzen. Sie erklärte: „Das Projekt Inklusiver Landkreis schaut vorrangig auf kleinräumige, niederschwellige Initiativen. Kleine Initiativen können wachsen und auf andere Ortschaften ausstrahlen.“ Es sei nicht sinnvoll, großflächige Entwürfe zu fokussieren, für die es dann keine Ressourcen gibt.
Alle, die dabei mitdenken, mitreden und vor Ort mitmachen wollen, sind herzlich eingeladen, sich bei der Projektbeauftragten zu melden: Dr. Michaela Fink, Telefon: 0151 65587925, E-Mail: projekt-inklusiver-landkreis@lkgi.de
Über das Projekt „Inklusiver Landkreis“
Viele Menschen stehen im Alltag vor Barrieren und brauchen Unterstützung – etwa, weil sie alt sind, weil sie einsam sind, weil sie eine Behinderung haben, weil sie Sprachprobleme haben oder weil sie finanziell nur schwer über die Runden kommen.
Was ist nötig, um das vor Ort zu ändern? Wie sehen passende Unterstützungsangebote aus? Wie klappt ein besseres Miteinander? Was kann jeder in seiner Nachbarschaft und seinem Alltag tun, um Hürden abzubauen? Wie können ältere Menschen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, wenn sie Hilfe brauchen?
Bei diesen Fragen setzt das Projekt an. Mehr Informationen gibt es unter www.lkgi.de/inklusiver-landkreis oder bei der Projektbeauftragten Dr. Michaela Fink, Telefon 0151 65587925, E-Mail: projekt-inklusiver-landkreis@lkgi.de